Die Welt hat sich seit dem Einmarsch Putin´s in der Ukraine schlagartig verändert. Der Bundeskanzler sprach von einer Zeitenwende. Am schlimmsten trifft es derzeit die armen Menschen in der Ukraine, denen alles genommen wird, was sie hatten, vielen auch das Leben.
Ein weiter so kann und darf es nicht geben. Verteidigungspolitisch stehen wir vor und energiepolitisch stehen wir an der Wand und haben letztendlich derzeit nur die Wahl, kalt zu sitzen oder blutiges Gas zu kaufen.
Die Szenen, die sich auf dem Energiemarkt abspielen werden kurz- bis mittelfristig auch den Ernährungssektor erreichen. Schon vor dem Krieg hatten wir die höchsten landwirtschaftlichen Produktpreise in den letzten Jahrzehnten. Der Ausfall der Ukraine als bedeutender Lieferant von Getreide und Ölfrüchten wird die Situation weiter anheizen.
Die Fakten:
Russland und die Ukraine werden zur Ernte 2022 aufgrund des Krieges und seiner Begleiterscheinungen als Getreideproduzenten ausfallen. Im restlichen Europa werden die dreifach so hohen Düngerpreise, Restriktionen im Bereich Pflanzenschutz und staatlich angeordnete Flächenstilllegungen die Produktivität ausbremsen.
Die Folgen:
Die derzeit schon auf einem hohem Niveau liegenden Getreidepreise werden weiter steigen. Fleisch- und Molkereiprodukte werden teurer oder die Produktion wird angesichts explodierender Futtermittelpreise zurückgefahren. Die Schwellenländer, beispielsweise in Nordafrika, die unter normalen Bedingungen schon zu kämpfen haben, ihre Bevölkerung satt zu bekommen, werden nicht mehr in der Lage sein, den Hunger in ihren Ländern zu stillen. Darüber, welche Auswirkungen das in diesen Ländern selbst und möglicherweise durch neue Fluchtbewegungen auf Europa haben wird, möchte ich an dieser Stelle nicht spekulieren.
Wenn wir jetzt vor der Frühjahrsaussaat nicht damit beginnen, umzudenken, werden wir zukünftig auch im Nahrungsmittelbereich noch stärker von Importen abhängig sein, als wir das derzeit schon sind.
Dass der deutsche Landwirtschaftsminister angesichts solcher Szenarien an seinen ideologischen Träumereien, die eine weitere Extensivierung der deutschen und europäischen Landwirtschaft bedeuten, festhält, stimmt mich sehr nachdenklich. Die Tatsache, dass Herr Özdemir, den Menschen, die sich über die Versorgungslage in Europa Gedanken machen, mit auf den Weg gibt, dass sie gedanklich auf dem Holzweg seien, ist ungeheuerlich und zeigt, dass ihm der Weitblick und das nötige Fachwissen für seine Position fehlen und er eigentlich als Minister bereits nach 90 Tagen im Amt eine Fehlbesetzung ist.
Es wird zu steigenden Lebensmittelpreisen bei vielleicht noch eingeschränkter Verfügbarkeit (leere Regale) bis zum Jahresende kommen. Bei diesen Szenarien blenden wir noch aus, dass diejenigen, die jetzt schon zu wenig zum Essen haben, noch mehr hungern oder verhungern müssen.
Wir müssen jetzt umdenken. Hierzu brauchen wir Verantwortliche in der Politik, die in der Lage sind, frei von Emotionen und Ideologien mit hohem Sachverstand und Fachkenntnis die Weichen richtig zu stellen.